EN 9100 Vorbereitung auf die Zertifizierung

Basiswissen für die EN 9100 Vorbereitung und eine spätere Zertifizierung

Aufbauend auf dem ISO 9001 Standard entwickelten sich Ende der 1990er Jahre mehrere branchenspezifische Normen mit ergänzenden Anforderungen der jeweiligen Industrien. So wurde 2003 die DIN EN 9100 als erste zertifizierbare Norm der Luft- und Raumfahrt sowie der Verteidigung für Konstruktion, Entwicklung, Produktion, Montage und Wartung veröffentlicht.

2005 folgten dann die DIN EN 9110 für Instandhaltungsbetriebe wie auch die DIN EN 9120 für Händler und Lagerhalter. Im Jahr 2009 und 2010 wurden alle drei Luftfahrtnormen nochmals erheblich revidiert. 2016 wurde erneut eine weitere große Normenrevision veröffentlicht. Aktuell gültig ist die DIN EN 9100:2018 , die auf dem Fundament der DIN EN ISO 9001:2015 ruhen. Im Übrigen gilt der hier dargestellte Ablauf auch für Unternehmen, die eine Zertifizierung für Händler und Lagerhalter nach DIN EN 9120:2018 anstreben.

Wie unterscheidet sich die Luftfahrtnorm DIN EN 9100:2018 von der ISO 9001:2015?

Die DIN EN 9100 stimmt vollständig mit der ISO 9001 überein. Die ergänzenden Anforderungen der Luft- und Raumfahrtindustrie sind im 9100er Normentext in Fettdruck und Kursivschrift dargestellt und sind so deutlich von den klassischen ISO 9001er Bestandteilen zu unterscheiden. Wesentliche Ergänzungen der DIN EN 9100 gegenüber der ISO 9001 sind z.B.:

  • Operatives Risikomanagement,
  • Konfigurationsmanagement,
  • detailliertere Anforderungen an die Lieferantenüberwachung,
  • höhere Anforderungen an die Verifizierung und Validierung,
  • Betreuung nach der Auslieferung,
  • Prozessmessung und Verfolgung von Qualitätszielen über die sog. PEARs.

Kennen Sie schon unser E-Learning zur EN 9100:2018?

  • 120 Minuten (Initial oder als Refresher)
  • Video-animierte Clips mit Vertonung
  • Automatischer Zertifikatsversand nach erfolgreichem Test
  • Mit allen EN 9100 Anforderungen des betrieblichen Alltags

Warum ist eine Zertifizierung nach DIN EN 9100:2018 notwendig?

Wenn sich Unternehmen aus der Luft- und Raumfahrt oder der Verteidigung in Deutschland heute für eine Zertifizierung nach DIN EN 9100:2018 entscheiden, so geschieht dies in aller Regel nicht freiwillig. Meist fällt die Entscheidung zugunsten einer Einführung der Luftfahrtnorm auf Druck eines wichtigen Kunden. Mit einer solchen Aufforderung verfolgt der Kunde dann ein klares Ziel: Durch den Zertifizierungszwang gegenüber seinen Zulieferern werden diese selbst für den Nachweis ihrer Qualitätsfähigkeit verantwortlich. Das auf einer solchen Grundlage ausgestellte Zertifikat dient dem Kunden dann als Nachweis gegenüber seinen eigenen Kunden. So können gerade große Unternehmen ihre Aufwände bei der Vor-Ort-Überwachung in Form von Lieferantenaudits reduzieren. Sie betreiben also ein Outsourcing ihrer Lieferantenüberwachung.

Für die unter Zugzwang gesetzten Lieferanten, gerade in den unteren Ebenen der Lieferkaskade, muss eine Zertifizierung jedoch nicht ausschließlich gleichbedeutend mit Mehrkosten sein. Viele Betriebe, gerade die kleineren, setzen sich im Rahmen der EN 9100 Vorbereitung und der ersten Zertifizierung erstmals systematisch mit den Themen Qualitätsmanagement, Prozessorientierung sowie Risikomanagement und Lieferantenüberwachung auseinander. Die Norm kann daher helfen, Strukturen der betrieblichen Wertschöpfung sowie Schnittstellen zum Kunden zu verbessern. Zertifizierte Unternehmen verfügen insofern vielfach über ein ausgeprägteres Prozess- und Qualitätsbewusstsein.

Informieren Sie sich jetzt über unsere Leistungen zur EN 9100!

Wir unterstützen Sie bei der Erst-Zertifizierung sowie bei Auditierung und Trainings zur Luftfahrtnorm.

Was sind die ersten Schritte bei der EN 9100 Vorbereitung und die spätere Zertifizierung?

Das Management muss sich zunächst über den betrieblichen Sinn und die Ziele der Zertifizierung im Klaren werden. Dient die Einführung der EN 9100:2018 nur Erlangung des Zertifikats oder soll ein ganzheitlich funktionierendes QM-System aufgebaut werden. Um den ungefähren Aufwand abzuschätzen, können Sie dazu unsere EN 9100 Checkliste auf der rechten Seite dieser Website kostenlos downloaden.

Der nächste Schritt sollte die Wahl eines unabhängigen 9100-Beraters mit Erfahrung in der Luftfahrtindustrie sein. Wenn die Zertifizierung mit „Bordmitteln“ ohne externe Begleitung erlangt werden soll, beginnt gleich die Auswahl eines Auditors (bzw. einer Zertifizierungsgesellschaft) sein, der/die das Vertrauen der Organisation genießt. In einem persönlichen Vorinformations-Gespräch werden grob alle weiteren Aktivitäten festgelegt, die letztlich für ein erfolgreiches Audit notwendig sind.

p

Wer zertifiziert in Deutschland die EN 9100?

AeroImpulse unterstützt mit Know how rund um die EN 9100:2018. Aber wer zertifiziert in Deutschland Unternehmen der Luft- und Raumfahrt oder der Verteidigung nach Normen der EN 9100er Reihe (alphabetisch)?

  • BSI,
  • Bureau Veritas,
  • DEKRA,
  • DQS,
  • DNV GL,
  • TÜV Nord,
  • TÜV Rheinland,
  • TÜV Süd.

Welches sind die ersten operativen Tätigkeiten?

Gleich zu Beginn der EN 9100 Vorbereitung sollte, soweit noch nicht vorhanden, ein Qualitätsmanagementbeauftragter (QMB) ernannt werden. Mindestens dieser sollte sich inhaltlich mit der angestrebten Norm auseinandersetzen. Hierzu gibt es neben dem Normentext selbst einige Hinweise im Internet sowie vor allem das Buch Qualitätsmanagement in der Luftfahrtindustrie, welches für die Erstellung und den Aufbau eines Qualitätsmanagementsystems der EN 9100er Normenreihe Hilfestellung bietet. Auch werden durch einige Zertifizierungsgesellschaften Seminare angeboten, welche für die Erlangung eine EN-Zertifizierung hilfreich sein können.

Die Anforderungen der angestrebten Norm sollten eingangs intensiv analysiert werden. Über eine Vergleichsliste (was ist vorhanden, wo ist noch Handlungsbedarf) ist zu bestimmen, welcher Aufwand im Einzelnen noch erforderlich ist, um die Erfüllung der Normenanforderungen sicherzustellen. Ratsam ist überdies, ein Voraudit durch einen authentifizierten (zugelassenen) EN-Auditor zu beauftragen, um den Reifegrad und Zertifizierungsfähigkeit des Qualitätsmanagementsystems zu ermitteln. Wenn noch größere Lücken bestehen und wenig betriebliche Luftfahrt-Erfahrungen vorliegen, sollte für die EN 9100 Vorbereitung zudem tageweise ein Berater ins Haus geholt werden.

Nach Abschluss der internen Vorbereitungen beginnt der offizielle Zertifizierungsprozess entsprechend der Darstellung in Abbildung.

Abb. Ablauf des Zertifizierungsprozesses

Wem fällt die Zertifizierung leicht, wem schwer?

In der Regel haben größere mittelständische Betriebe und Großunternehmen, welche ausreichende technische, personelle und infrastrukturelle Ressourcen vorweisen können, weniger Probleme, die Forderungen der 9100er-Normenreihe umzusetzen. Demgegenüber können kleinere Unternehmen aufgrund ihrer Flexibilität, die erforderlichen Vorgaben schneller umsetzen, jedoch fehlen ihnen sehr häufig die personellen und technischen Voraussetzungen, wie sie für den Aufbau des Qualitätsmanagementsystems erforderlich sind.

Welche externen Kosten fallen bei einer EN-Zertifizierung an?

Die Kosten für das Zertifizierungsaudit nach EN 9100 oder EN 9120 hängen übrigens streng tabellarisch von der Betriebsgröße (Mitarbeiter, Anzahl der Standorte) und von eventuellen Ausschlüssen (z.B. Entwicklung) ab. Die Qualität der EN 9100 Vorbereitung spielt also keine unmittelbare Rolle. Einzig die Tagessätze und sonstige Kosten unterscheiden sich geringfügig zwischen den Zertifizierungsgesellschaften. Für ein Unternehmen mit 46 – 65 Mitarbeitern und einem Standort ist einschließlich einiger Gebühren erstmalig mit etwa 8.000 EUR – 10.000 EUR (6 Audittage) zu rechnen. Betriebe ohne Entwicklung und Händler bzw. Lagerhalter nach EN 9120 können mit etwas niedrigeren Kosten kalkulieren.

Angebote umfassen übrigens i.d.R. nicht die Kosten für nur ein (Erst-) Audit, sondern immer für einen Zertifizierungszyklus von drei Jahren. Zertifizierungsgesellschaften bieten also stets für vier Audits: das Stufe I Audit (1 Tag im Falle des obigen Beispiels), das erste Hauptaudit bzw. Stufe II-Audit (5 Tage) sowie zwei weniger umfangreiche Überwachungsaudits (je 2,5 Tage).

Externe Unterstützung

Bei der EN 9100 Vorbereitung auf eine erstmalige Zertifizierung als auch vor Rezertifizierungsaudits nach DIN EN 9100:2018 kann ein externer Berater wertvolles Know-how beisteuern und zugleich den Umsetzungsprozess beschleunigen. Dies gilt gerade für kleine und mittlere Betriebe, die über wenig Erfahrung oder Kapazität bei der Erstellung eines Qualitätsmanagementsystems verfügen. Jeder Betrieb muss dabei für sich entscheiden, ob ein Berater generell notwendig ist, ob dieser die gesamte Vorbereitungsphase begleiten soll oder ob Hilfestellung nur tageweise für größere betriebliche Wissenslücken heranzuziehen ist. Denkbar wäre auch, den Berater nur am Anfang und am Ende der Vorbereitungsphase als Auditor zur Beurteilung der betrieblichen Zertifizierungsfähigkeit einzukaufen. Wenn jedoch ein Berater hinzugezogen wird, sollte darauf geachtet werden, dass dieser über explizite Erfahrung mit Qualitätsmanagementsystemen in der Luft- und Raumfahrtindustrie, idealerweise als authentifizierter EN 9100-Auditor verfügt. Die Begleitung durch einen ISO 9001 Consultant hat in Zertifizierungsaudits schon zu mancher bösen Überraschung geführt.

Sie möchten wissen, wie ein Zertifizierungsaudit nach EN 9100:2018 abläuft? Dann geht es hier weiter.

Sie brauchen Unterstützung bei einer DIN EN 9100er Zertifizierung?